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Institute for Entrepreneurship & Innovation

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Afroskop e.V.

Unsere Alumna (Social and Cultural Anthropology) Lena Haber ist Gründerin von Afroskop e.V., der Initiative zur Unterstützung starker Frauen in Kenia. Die aktiven Mitglieder engagieren sich ehrenamtlich und ehrlich. Sie sind bestrebt, die Würde des Menschen und seine Selbstverwirklichung zu fördern. Zielgruppen sind Witwen jeden Alters, deren Kinder und Enkelkinder und ganz besonders auch, sehr alte Witwen, die auf Pflege im Alltag angewiesen sind.

Die Gründungsgeschichte von Afroskop e.V.

2012 hat Lena den Verein Afroskop e.V. gegründet, nachdem sie im Rahmen ihres Ethnologiestudiums mit Hilfe der NPCBO eine Forschung im Dorfzentrum Gita bei Kisumu über das Levirat bei den Luo durchgeführt hatte. 
Sie beeindruckte der Zusammenhalt und das ehrenamtliche Engagement der Mitglieder der Organisation, bei denen es sich meistens um verwitwete Frauen handelte. Diese befanden sich selbst in einer Notlage und unterstützten sich gegenseitig. Lena fand es besonders toll, dass die Frauen aus Eigeninitiative, Themen wie Verwitwung, HIV/AIDS, Aufklärung über Sexualität und sexuellen Missbrauch, häusliche Gewalt oder Malariaprophylaxe und -behandlung angehen und gerade deshalb entscheid sie sich, die Projektideen dieser Frauen von Deutschland aus finanziell zu fördern. Weitere Informationen zur Gründungsgeschichte sind hier zu finden.


Was können Sie aus Ihren Erfahrungen die Gründung betreffend an Interessierte (Studierende) weitergeben?

Ich finde, man sollte sich niemals von anderen entmutigen lassen, ein eigenes Projekt zu starten. Es gab immer wieder Leute, die mir die Vereinsgründung ausreden wollten. Ich habe mich davon nicht beirren lassen. Es lohnt sich außerdem, die zeitliche Flexibilität (je nach Studiengang) eines Studiums zu nutzen, um sich ehrenamtlich zu engagieren. Ehrenamt ist ein ideales Feld, um sich auszuprobieren und möglicherweise Synergien zum eigenen Studium zu etwas herzustellen, für das man brennt, ohne viel Eigenkapital hineinstecken und enorme finanzielle Risiken in Kauf nehmen zu müssen. Mein Ehrenamt hat mir meinen heutigen Job im NGO-Sektor beschert. Allein mit meinem Studium wäre ich vermutlich nicht so weit gekommen. Zwar habe ich dadurch vielleicht ein Jahr länger für mein Studium gebraucht als andere, aber ich bereue das kein bisschen. 

Was war das ausschlaggebende Ereignis für die Gründungsidee?

Ich suchte lange Zeit nach einem Praktikumsplatz für mein Pflichtpraktikum im Rahmen meines Ethnologiestudiums. Weil ich unbedingt mein Swahili verbessern wollte, kamen für mich vor allem Tansania und Kenia in Frage. Über einen Swahililehrer aus Leipzig fand ich schließlich ein Praktikum in der Nähe von Kisumu in Kenia und kam 2010 überhaupt erst in Kontakt mit Naaminieli Obura und unserer heutigen Partnerorganisation, der New Paradigm Community Based Organization (NPCBO), die Witwen und (Halb-)waisenkinder unterstützt. Während des Praktikums lernte ich die ca. 20 Jahre alte Anne kennen, die für mich übersetzte, wenn wir die Witwen zuhause besuchten. Anne litt an einem angeborenen Grauen Star. Ein Auge war bereits blind und das andere Auge drohte ebenso zu erblinden. Sie wollte unbedingt ihren Schulabschluss machen und studieren. Ohne ihr Augenlicht, war das in einer staatlichen Schule jedoch nicht möglich. Ich entschied mich, sie zu unterstützen und via Facebook und StudiVZ Spenden für eine Augenoperation zu sammeln. Überraschenderweise hatten wir innerhalb von einer Woche das Geld zusammen und Anne konnte operiert werden. Es war eine Erfolgsgeschichte wie im Bilderbuch. Anne konnte wieder sehen, ihren Schulabschluss nachholen und hat heute einen guten Job im NGO-Sektor. Außerdem blieben noch Spenden übrig, die New Paradigm in Starthilfen für Witwen steckte. Dieses Erfolgserlebnis brachte mich überhaupt auf den Gedanken, das ehrenamtliche Engagement der Frauen von New Paradigm von Deutschland aus zu fördern.

Wie hilfreich war/ist ein Netzwerk für ihre Gründung?

Ein Netzwerk von Freund*innen und Familie war entscheidend für die Gründung von Afroskop. Alle Gründungsmitglieder sind entweder enge Freund*innen oder Familienangehörige. Dadurch, dass sie hinter meiner Idee standen, steht Afroskop überhaupt erst da, wo sie heute ist. Zudem haben sie ihre eigenen Netzwerke genutzt, um den Verein in der Region bekannter zu machen.

Ist es Ihrer Meinung nach einfacher, alleine zu gründen oder doch lieber im Team?

Da bei der Vereinsgründung immer mindestens sieben Personen dabei sein müssen, stand für mich außer Frage, dass Afroskop ein Team braucht. Bis heute gehören die Gründungsmitglieder zu den aktivsten Ehrenamtlichen im Verein. Wir hatten nie eine starke Hierarchie. Die meisten Entscheidungen treffen wir gemeinsam mit allen aktiven Mitgliedern. Ich kann mir die Arbeit bei Afroskop ohne mein Team überhaupt nicht vorstellen und denke, dass es alleine sehr schwer geworden wäre. Zudem haben wir meiner Meinung nach beim Brainstorming im Team bisher unsere besten Ideen entwickelt.

Welche Angebote der Uni haben Ihnen weitergeholfen - welche hätten Sie sich noch gewünscht?

Für meinen Bereich gab es leider sehr wenige Angebote, sich in Bezug auf Vereinsrecht, Fundraising oder Öffentlichkeitsarbeit weiterzubilden bzw. die Angebote wurden nicht an uns kommuniziert. Erst als Afroskop bereits gegründet war, fand ich heraus, dass es doch Möglichkeiten gegeben hätte.
Das Ethnologiestudium war zudem insgesamt sehr auf eine wissenschaftliche Karriere zugeschnitten. Zwar gab es einmal im Jahr einen Praxistag, bei dem Berufsfelder, wie z.B. Projektmanagement in der Entwicklungszusammenarbeit, vorgestellt wurden, doch das Handwerkszeug, welches KnowHow man braucht, um diese Berufe zu ergreifen, wurde uns leider nicht vermittelt. Ich habe mir das meiste KnowHow, das ich für die Vereinsgründung und -leitung benötigte, entweder selbst beigebracht oder externe, kostenlose Angebote anderer sozialer Initiativen, meist außerhalb von Bayern, in Anspruch genommen.

Was oder wer hat Sie ermutigt ein (Social) Startup zu gründen?

Das unermüdliche Engagement der Frauen von New Paradigm hatte sicherlich großen Einfluss auf meine Entscheidung, Afroskop ins Leben zu rufen. Es war mir nicht nur ein Anliegen, deren Ideen fürc soziale Projekte zu fördern, sondern auch anderen in Deutschland zu zeigen, dass sich auch Menschen in Kenia solidarisch für ihre Mitmenschen einsetzen und bereit sind, einen großen Teil ihrer Freizeit und ihres Geldes in Ehrenamt zu investieren. Leider wird dieses Engagement bei großen NGOs selten sichtbar. Ich wollte, dass Afroskop das anders, besser macht.

Webmaster: Dr. Petra Beermann, Prof. Dr. Rodrigo Isidor, Prof. Dr. Matthias Baum

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