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Institut für Entrepreneurship & Innovation - GründerUni Bayreuth

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NanoTemper

Unser Alumnus Dr. Philipp Baaske ist Co-Founder der NanoTemper Technologies GmbH, einem Unternehmen das biophysikalische Messgeräte für die Grundlagenforschung, die Biotechnologie sowie die Pharmaindustrie entwickelt, produziert und verkauft. Dazu zählen analytische Messgeräte auf Basis der biophysikalischen Messtechnologien „Microscale Thermophoresis (MST)“ und „nanoDSF“. Mit über 1000 installierten Messgeräten gehört NanoTemper zu den weltweit führenden Unternehmen im Bereich Biosensorik für die Wirkstoffforschung.

Das Unternehmen wurde 2008 als Spin-Off des Center for NanoScience (CeNS) in München gegründet. Mit dem deutschen Innovationspreis 2012 wurde es in der Kategorie „Start-Up“-Unternehmen ausgezeichnet, gewann den STEP Award 2012 und den deutschen Gründerpreis 2014 in der Kategorie Aufsteiger. In den Jahren 2017 und 2018 wurde NanoTemper jeweils als TOP100 Innovator des Jahres im deutschen Mittelstand ausgezeichnet.

NanoTemper hat Vertriebs-Niederlassungen in den USA, England, China und Indien. Am Hauptstandort der GmbH in München sind derzeit 102 Mitarbeiter beschäftigt, davon 38 Mitarbeiter im Bereich F&E und 53 im Bereich Marketing und Vertrieb. Zusammen mit den internationalen Niederlassungen (z. B. USA, UK, China) hat NanoTemper insgesamt 156 Mitarbeiter.Seit der Markteinführung des ersten Messgerätes im Jahr 2010 macht NanoTemper ununterbrochen Gewinn.

Die Gründungsgeschichte von NanoTemper

  • Damit ein Arzneistoff wirken kann, muss er sich im menschlichen Körper an das krankmachende Biomolekül binden und es deaktivieren. Der Arzneistoff soll dabei möglichst gering dosiert werden und bestenfalls keine Nebenwirkungen verursachen. Herkömmliche Messmethoden für die Untersuchung von Arzneistoffkandidaten können deren Wirksamkeit jedoch nicht zuverlässig vorhersagen da sie die Arzneistoffe unter artifiziellen Bedingungen, beispielsweise an Goldoberflächen, messen.

  • Dr. Stefan Duhr und ich haben bei Prof. Dr. Dieter Braun mit der „MicroScale Thermophoresis“ (MST) eine neue biophysikalische Messmethode für diese Medikamentenentwicklung erfunden und mit ihrer Firma NanoTemper Technologies GmbH erfolgreich am Markt etabliert. Die MST misst die Arzneistoffe nicht nur in einer natürlicheren Umgebung sondern ermöglicht auch Entwicklungen die bisher als unmöglich galten: viele Medikamentenentwicklungen werden gar nicht erst begonnen weil sich das krankmachende humane Zielmolekül nicht in ausreichender Menge gewinnen oder bezahlbar herstellen lässt. Das ist nun anders: die MST benötigt bis zu 1000mal weniger Material als herkömmlichen Methoden und eröffnet so den Forschern und Wirkstoffentwicklern völlig neue Welten.


  • Die MST nutzt fokussierte infrarote Laserstrahlung um ein winziges Flüssigkeitsvolumen von nur einem Nanoliter optisch um 1°C zu erwärmen. Die absolute Erwärmung ist zwar minimal, da die 1°C Temperaturdifferenz aber auf einer mikroskopischen Längenskala von nur einem Mikrometer erzeugt werden, ergeben sich hochgerechnet gigantische Temperaturgradienten von 1.000.000 °C pro Meter. In biologischen Flüssigkeiten wie Blut und wässrigen Lösungen zeigen Arzneistoffe eine gerichtete Bewegung entlang dieser mikroskopischen Temperaturgradienten. Dockt ein Arzneistoff an ein krankmachendes Zielmolekül an, so ändert sich seine gerichtete Bewegung in einer definierten Art und Weise. Stefan Duhr und Philipp Baaske ist es gelungen genau diese winzige Bewegungsänderung sichtbar zu machen, optisch zu messen und aus dieser Messung die Wirksamkeit und die nötige Wirkungsdosis der Arzneistoffe zu berechnen.


  • Neue biophysikalische Messmethoden, wie beispielsweise die „Atomic Force Micrsocopy“ (AFM) oder die „Nuclear Magnetic Resonance“ (NMR), haben immer zu einem erhöhten Erkenntnisgewinn, wirtschaftlichem Wachstum und, beispielsweise durch die Entwicklung neuer Medikamente, zu einer Verbesserung der Lebensqualität geführt. Bereits wenige Jahre nach der Entwicklung der MicroScale Thermophoresis zeichnet sich ab, dass diese Methode in den Lebenswissenschaften und der Medikamentenentwicklung einen vergleichbaren Einfluss haben wird. Bei der Suche nach neuen Medikamenten sind die sogenannten G-Protein gekoppelten Rezeptoren („GPCR“, Nobelpreis 2012) als Zielmolekül besonders gefragt, sie sind das Ziel nahezu der Hälfte aller Medikamente. Bisher war diese Molekülklasse jedoch nur mit sehr großem Aufwand untersuchbar. Die MicroScale Thermophoresis ändert das, mit ihr werden GPCR Messungen zur Routine und im großen Maßstab durchführbar.

Was können Sie aus Ihren Erfahrungen die Gründung betreffend an Interessierte (Studierende, vielleicht insbesondere auch Physik-Studenten?) weitergeben?

Dieses Zitat des Science Fiction Autors Arthur C. Clarke beschreiben sehr schön was man am Anfang von Experten zu hören bekommt: „New ideas pass through three periods: 1) It can't be done. 2) It probably can be done, but it's not worth doing. 3) I knew it was a good idea all along!” Von sog. Expertenmeinungen darf man sich nicht abschrecken lassen.

Gerade bei technischen und naturwissenschaftlichen Ausgründung ist es wichtig, den Kundenkontakt (User) und den Vertrieb genau so hoch zu gewichten, wie die Technik. Zweck eines Unternehmens ist es mit seinen Produkten Geld zu verdienen. Dazu muss man die Produkte verkaufen. Früh in Sales zu investieren ist sehr wichtig. Nicht den Sales-Manager Typ einstellen sondern den Field-Sales der raus zum Kunden geht und die Produkte verkauft. Geld ist ein guter Informationsgeber: nur für die Sachen die der User wirklich braucht bezahlt er Geld. Und genau die muss man dann entwickeln.

Was war das ausschlaggebende Ereignis für die Gründungsidee?

Die Teilnahme an einem Businessplan-Wettbewerb, bei dem wir sehr gutes Feedback und viele Ideen zum Einsatz unserer Technik bekamen. Wir hatten eine neue technische Lösung gefunden aber keine Ahnung für was und wo wir diese am besten einsetzen können. Es stellte sich dann innerhalb von 3 Jahren heraus, das im Bereich Protein Science / Protein Analytik in Biotech und Pharma ein großer Bedarf nach optischen Messmethoden besteht. 

Welche Lehrangebote im Bereich Entrepreneurship haben Sie an der Universität Bayreuth in Anspruch genommen? 

Ich habe in Bayreuth 2002/2003 (+/-1 Jahr bin mir nicht mehr ganz sicher) eine Zweigstelle der Biotechnologischen Studenteninitiative btS e.V. gegründet.  Ziel der btS ist es, Studenten an die Wirtschaft, hier die Biotechnologie heranzuführen. Habe parallel dazu Praktika in Biotechnologie Firmen gemacht. Zu der damaligen Zeit bestanden aus der Physik noch keine intensiven Kontakte in die Wirtschaft. Die Fachrichtung BioPhysik die ich gewählt habe war damals auch noch ganz neu. 

Wie hilfreich war/ist ein Netzwerk für ihre Gründung?

Ein Netzwerk zu Ausgründungen ist eine sehr gute Quelle der Inspiration. Gründer helfen auch gerne mit praktischen Tipps aus ihrem Erfahrungsschatz. Also: sehr hilfreich.

Ist es Ihrer Meinung nach einfacher, alleine zu gründen oder doch lieber im Team?

Stefan und ich waren von Anfang an ein Team, schon als wir während unserer Doktorarbeiten zusammengearbeitet haben. Ich habe nur Erfahrung mit einer Gründung als Team, kann also nicht sagen ob im Team oder alleine einfacher ist. Ich denke, dass ergibt sich aus der Situation: ist man vor der Gründung ein Team, dann gründet man als Team. Ist man alleine, dann macht man es eben alleine. Ein Gründer ist für mich jemand der Gelegenheiten erkennt und  dann die Chance aktiv ergreift. Unabhängig ob alleine oder im Team. 

Was waren rückblickend die größten Hürden und wie haben Sie diese gemeistert?

Den Schritt zu gehen: wir gehen raus aus unserer naturwissenschaftlichen Komfortzone: wir hören auf immer weiter zu entwickeln sondern produzieren und verkaufen jetzt. Also der Schritt vom Wissenschaftler zum Unternehmer. Diese interne/intrinsische Hürde ist meiner Meinung nach die größte Hürde. 

Verantwortlich für die Redaktion: Dr. Petra Beermann, Prof. Dr. Rodrigo Isidor, Prof. Dr. Matthias Baum

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