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Institut für Entrepreneurship & Innovation - GründerUni Bayreuth

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Doppelbund

Mit der Unterhose von Doppelbund geht der Gründer Andreas Jugenheimer gleich mehrere Probleme an. Ursprünglich erdacht, um dass Problem der aus den Hosen rutschenden Hemden zu lösen, können so auch unkompliziert beim Sport  Wertgegenstände wie Handy oder Schlüssel untergebracht werden.
Wie Andreas zum Unternehmensgründer wurde, erzählt er hier:

Gründungsgeschichte

Im Oktober 2017, kurz nachdem ich am Lehrstuhl Umweltgerechte Produktionstechnik als wissenschaftlicher Mitarbeiter beginnen durfte, kam mir die Idee, die ich heute „Doppelbund“ nenne. Dabei handelt es sich um eine Unterhose, die zum einen Oberteile – wie Blusen, Unterhemden, Hemden, T-Shirts etc. – vor dem Rausrutschen bewahrt, womit der Nierenbereich geschützt und zugleich ein gepflegtes Erscheinungsbild erhalten bleibt, zum anderen können Dinge, wie Geld, Schlüssel oder auch das Handy an einem von außen nicht erkennbaren Ort sicher aufbewahrt und sicher gehalten werden, beispielsweise auch beim Sport.

Der Start war dabei recht holprig, weil meine Nähkünste bescheiden sind und ich mehrere Anläufe brauchte, bis ich einer Näherin aus Bayreuth erklären konnte, was ich genau haben will. Als dann endlich das erste Produkt fertiggestellt war, konnte ich für mich einen Haken hinter die Erfindung machen. Eines Abends, nach dem ein oder anderen Bier, zeigte ich voller Stolz meine Erfindung anderen Leuten, unter anderem einem Freund, der dann meinte, dass er die Idee super findet und mir empfahl mich weiter umzusehen, ob das Produkt denn eine komplett neue Erfindung sei – die Idee entstand ja ohne Vorlage, also lag der Gedanke gar nicht zu fern. Dabei bin ich auch auf die Gründungsberatung der Uni Bayreuth gestoßen, die mir auch Kontakte vermitteltete und ich somit zu einem Treffen gelangte, auf dem rund um das Thema „Rechtschutz von Ideen“ referiert und diskutiert wurde. Dort lernte ich eine Patentanwältin kennen, die mich anfangs beratend unterstützte. Etwa ein halbes Jahr Patentrecherche (immer mal wieder abends) später konnte ich noch kein Produkt finden, was meinem entsprach – im Rahmen meiner wenigen Vorkenntnisse. Somit entschloss ich mich eine Voranmeldung eines Patents zu machen, weil das einfach wesentlich weniger kostet als ein direkter Anmeldeversuch und trotzdem im ersten Schritt einen Schutz bietet. Anschließend habe ich mich auf die Suche nach einem Produzenten gemacht, wobei es mir wichtig war, dass ich einen deutschen Hersteller gewinnen wollte. Das war sicherlich bisher der zeit- und nervenaufreibendste Schritt, der sicherlich eineinhalb Jahre dauerte (immer mal wieder abends). Glücklicherweise durfte ich vor einem renommierten Hersteller aus Albstadt vorsprechen, die die Idee der Doppelbund von Beginn an sehr spannend fanden und mich dauerhaft – bis heute – enorm unterstützten. Die erste Produktionscharge wurde schließlich im Juni 2021 geliefert und war dadurch, dass mich viele Menschen unterstützt haben auch schnell vergriffen. Auch Vertreterinnen und Vertreter lokaler Zeitungen und regionaler TV-Sender halfen mir ungemein, so dass ich das Glück hatte, dass MDR und auch die Uni Bayreuth auf mich zukamen, wo ich meine Idee präsentieren durfte. Ein Patent ist angemeldet, leider steht aber noch die Erteilung aus; dieser Prozess ist bisher in jedem Fall der nervenaufreibendste.

Auf meinem Weg habe ich viele Menschen kennengelernt, die mich unterstützen, aber besonders meine Freundin, Familie, Alfred Hofmann, Sarah Görner und Christian Bay (ebenfalls Lehrstuhl Umweltgerechte Produktionstechnik) sowie Kubilay Iscender halfen mir enorm weiter.

Mein Ziel ist es weiterhin ein Schrittchen nach dem anderen zu gehen, was sich bisher aus meiner Sicht bewährt hat. Außerdem baue ich auf die Zusammenarbeit mit dem deutschen Hersteller, denn dort werde ich vertrauensvoll beraten, die Zusammenarbeit ist in jedem Punkt hervorragend. Außerdem will ich weiterhin daran festhalten, dass die Doppelbund fair hergestellt wird –  die Doppelbund ist bzgl. Nachhaltigkeit Fair-Trade zertifiziert und der Versand ist kunststofffrei – zentral ist und bleibt; gerade die „Bekleidungsbranche“ hat aus meiner Sicht sehr viel nachzuholen. Ich bin auf meinem Weg nicht nur auf gute Partner und Menschen getroffen. Auch Start-ups, die schnell wuchsen, nun viral gehen und eigene Produkte am Anfang fragwürdiger Supply-Chains fertigen lassen und ausschließlich mit tollem Namen und Branding punkten können, sind unter diesen. Mein Produkt kostet den ein oder andern Euro mehr, aber ich finde diesen Weg den einzig richtigen für mich und meine Idee.

Aktuell arbeiten wir daran unseren Werbeauftritt – besser aufzubauen und eine Marke zu etablieren und mit dem Produkt zu identifizieren; außerdem wird das Produkt auch bald für Damen verfügbar sein.

Was war das ausschlaggebende Ereignis und die Motivation zur Gründungsidee?

Es gab da mehrere Situationen. Zum einen hat es mich auf meiner Arbeit gestört, dass Hemden immer wieder aus der Hose rutschten, was wiederrum ungepflegt aussieht da dann der Rücken freiliegt. Zum anderen ging ich hin und wieder joggen und ins Fitnessstudio, wobei mich störte, dass ich mein Handy und den Haustürschlüssel nicht gut verstauen konnte – viele meiner Sporthosen haben keine passenden Tasche(n). Ich bin auch kein großer Fan davon für jede Alltagssituation unterschiedliche Gimmicks zu haben. Schon damals habe ich immer wieder mein Handy zum Beispiel oben in die Pants gesteckt, weil das einfach am besten half und hielt. Irgendwann dachte ich daran einfach eine zweite Pants über die erste zu ziehen, weil das aber zu dick und unbequem war, kam schließlich die Doppelbund nach mehreren Schritten dabei raus. Wobei es schon eine gewissen Zeit dauerte, bis ich die optimale Form fand, die man  nicht mehr merkt – also sie trägt sich wie eine herkömmliche Pants. Der eigentliche Gedanke kam mir irgendwann an einem Oktoberabend als ich vom ZOH Bayreuth zu meiner Wohnung lief.

Was ist die Vision von der Doppelbund und wie sehen die nächsten Schritte aus?

Ich finde den Begriff „Vision“ groß. Also ich liebe meine Idee und finde sie äußerst praktisch, auch viele bisherige – noch – Träger, hoffentlich bald auch Trägerinnen, gaben mir überwältigend gutes Feedback, was mich natürlich freut, aber ich denke auch, dass diese Erfindung die Welt nicht verändert.

Ich würde mich freuen, wenn die Idee langsam weiterwächst und ich Menschen gewinnen kann, die das Produkt toll und hilfreich finden und auch die Herangehensweise, dass Fair-Trade, Nachhaltigkeit und Versand mit möglichst wenig Impact, als für sich gut bewerten und somit auch bereit sind ein wenig mehr zu zahlen. Vielleicht ist die Idee eine Grundlage für weitere Ideen, die einer Vision näher kommen…

Im kommenden Jahr werde ich und wahrscheinlich Alfred Hofmann wohl noch im ein oder anderen Format auftreten dürfen; außerdem wollen wir eine Crowdfunding-Kampagne starten, damit wir zum einen vorfühlen können, wie die Idee weiter angenommen wird, zum anderen auch diese Erfahrung gesammelt haben, denn wir glauben, dass sie sehr hilfreich, gerade an einem so frühen Punkt, ist. Außerdem wollen wir – wenn es Corona zulässt – vielleicht einen Messeauftritt wagen. Ich zitiere mein Freund, Christian Bay, „schauen wir mal“…

Welche Gründungs-Erfahrungen und –Weisheiten können Sie an Interessierte (v. a. Studierende) weitergeben?

Mein Bekannter, der mich erst soweit brachte weiter zu machen, lacht immer wieder und meint, ich solle ein Buch schreiben. Wobei ich mir denke, da bin ich sicher nicht die erste Person, die so ein Buch schreibt, deswegen ist das erst mal in weiter, weiter Ferne.

Ich finde die Uni eine super Umgebung, denn man findet schon teilweise Gleichgesinnte, außerdem ist man im Studium immer wieder mit Situationen konfrontiert, die einem zeigen, wie schwer Vieles ist, woraus sich meine erste Weisheit ableitet – dran bleiben solange es Spaß macht. Einfach weitermachen. Mein Kumpel meinte, „wenn man alt ist und schaut zurück, dann kann man das nicht mehr neu probieren“. Nicht immer alles zerdenken, einfach mal machen (auch wenn das Akademikerinnen und Akademikern manchmal meiner Meinung nach schwerfällt). Man kann nicht alles perfekt planen und dann kommt es doch anders, als man es denkt; trotzdem ist ein Plan ein guter Anfang.

Eine Sache, die ich an der Uni nicht gelernt habe war Mut zu haben oder in anderen Worten „einfach mal machen“. Auch wenn man Geld in die Hand nimmt; das könnte eine echte Investition sein, wenn man merkt, dass andere Menschen die eigenen Idee auch gar nicht so schlecht finden.

Redet mit anderen über Eure Idee(n) und lasst Euch kritisch hinterfragen – mir fällt das auch mega schwer, aber konstruktive Kritik ist die kosteneinfachste und beste Optimierung. Geht zu Anlaufstellen – auch an der Uni. Fragt einfach mal eine Person, die sowas in der Art gemacht hat – ich habe auch mehrere Personen angeschrieben und war überrascht, wie offen solche Personen für meine Idee waren. Informiert Euch über Dinge, die Euch auch keinen Spaß machen – bei mir ist das insbesondere der ganze Rechtskrams, von dem ich immer noch fast nichts verstehe. Einfach machen, lernen und nur weitermachen, wenn es insgesamt Spaß macht, und versuchen, auch wenn es mal keinen Spaß macht.

Was waren die größten Hürden und wie haben Sie diese gemeistert? 

Das größte Hindernis war sicherlich einen deutschen Produzenten zu gewinnen, aber auch bzgl. rechtlicher Rahmenbedingungen tue ich mir immer wieder schwer und bin oft nicht sicher.

Wie hilfreich war/ist ein Netzwerk für ihre Gründung?

Kontakte sind enorm hilfreich. Auch immer weiter versuchen Leute kennen zu lernen hilft, das sollte aber nicht gezwungen sein. Bei meiner Idee halfen mir aktiv vielleicht 15 Personen und nach und nach ging das bisher weiter. Nehmt auch kostenfreie Anlaufstellen wahr, die mir enorm halfen. Meine Erfahrung ist auch, dass gerade mediale Vertreterinnen und Vertreter offen für Ideen sind, auch gerade, weil man Neuigkeiten präsentieren will.

Gab es Angebote der Uni die Ihnen weitergeholfen haben? – Welche hätten Sie sich noch gewünscht?

Ja, da kann ich insbesondere Frau Dr. Beermann, Frau Kürzdörfer und Herr Dr. Kokott als Anlaufstellen an der Uni Bayreuth nennen. Das war eine tolle Hilfen gute Kontakte mitgeteilt zu bekommen aus denen sich vertraute Kontakte entwickelten und mir die Chance gaben, hier bei einem Interview dabei sein zu dürfen. Außerdem halfen mir Kontakte durch meine Arbeit am Lehrstuhl Umweltgerechte Produktionstechnik. Ich würde mir wünschen, dass Gründerinnen / Gründer auf schnellem Wege mit Interessierten reden können – so eine Art „Treppenbier“ stelle ich mir vor – also einfach regelmäßig Termine festlegen, Gründerinnen / Gründer einladen und dann mit den Studies, die interessiert sind, mal reden – da sind sicher viele gute Ideen in den Köpfen, die auch nicht immer zu wissenschaftlich sein müssen. Ich glaube, das bringt sowohl für die Studies, die Uni, der Stadt, aber auch für die Gründerinnen / Gründer Vorteile.


Verantwortlich für die Redaktion: Dr. Petra Beermann, Prof. Dr. Rodrigo Isidor, Prof. Dr. Matthias Baum

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